Windpocken sind eine hoch ansteckende Virusinfektion, welche besonders im Kindesalter auftritt. Bei Kindern zwischen zwei und zehn Jahren nimmt die Krankheit in der Regel einen harmlosen Verlauf. Bei Babys und Erwachsenen kann es zu einer schwerwiegenderen Ausbildung der Symptome kommen, besonders wenn das Immunsystem durch eine HIV-Infektion oder eine andere Krankheit bereits geschwächt ist. Als Ursache für die Infektion mit Windpocken gilt das Varicella-Zoster-Virus, welches auch die Gürtelrose verursacht. Windpocken sind klar von den Pocken zu unterscheiden. Diese gefährliche Infektionskrankheit wird vom Orthopoxvirus übertragen. Das Varicella-Zoster-Virus ist weltweit verbreitet. Der Mensch ist der einzige Wirt des Erregers. Windpocken galten lange Zeit als Sonderform der Pocken. Eine erste Abgrenzung fand im 16. Jahrhundert statt, als Windpocken als fliegende Blattern bezeichnet wurden. Der französische Kinderarzt Antoine Marfan beschrieb im 19. Jahrhundert das Krankheitsbild genauer. Die durch die Pockenbildung hervorgerufene Hautveränderung wurde 1894 vom Hamburger Hautarzt Paul Gerson Unna analysiert und dokumentiert. Um 1920 wurde der Zusammenhang zwischen Windpocken und Gürtelrose erkannt. Das Virus konnte erstmals unter dem Elektronenmikroskop im Jahre 1952 nachgewiesen werden. Die Übertragung des Virus erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder durch Kontakt mit den Hautbläschen. Die Bezeichnung der Krankheit ist darauf zurückzuführen, dass die Vieren mit dem Wind übertragen werden. Husten oder niesen infizierte Personen, sind die Erreger bis zu einem Abstand von zehn Metern in der Luft überlebensfähig und Personen können sich anstecken, ohne direkten Kontakt mit Infizierten zu haben. Nach Kontakt mit dem Virus infizieren sich mehr als 90 von 100 Personen. Vor der Einführung einer Impfung gegen Windpocken waren in Deutschland jährlich etwa 750.000 Menschen erkrankt. Mehr als 90% aller Kinder bis 14 Jahre durchlebten eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus. Durch den Kontakt mit Kleidung oder Spielzeug infizierter Kinder ist keine Ansteckung möglich. Im Winter und Frühjahr treten Windpockenerkrankungen gehäuft auf.
Symptome und Verlauf
Inhaltsverzeichnis zum Thema Windpocken
Die ersten Symptome treten ein bis drei Wochen nach der Infektion auf. Bei Kindern kommt es zu Kopfschmerzen und leichtem Fieber, welches jedoch schnell anklingt. Erwachsene leiden unter Symptomen, welche einer Grippe ähneln. Dazu zählen Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Erschöpfungszustände und Fieber, welches auf über 40 Grad ansteigen kann. Im weiteren Verlauf tritt der charakteristische Hautausschlag auf, welcher stark juckt und sich zunächst in etwa linsengroßen Flecken äußert. Binnen weniger Stunden bilden sich die typischen roten Hautbläschen aus. Der Ausschlag an Kopf und Körper breitet sich schnell aus. Innerhalb von 24 Stunden trocknen die ersten Bläschen aus und verkrusten. Binnen weniger Tage treten schubweise neue Blasen auf. Aus den Bläschen kann eine klare Flüssigkeit austreten. Kommt es zu einer Blasenbildung im Mundraum, kann dies Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme verursachen. Beim Aufkratzen der Bläschen kann es zu bakteriellen Infektionen der Haut kommen und es bleiben unschöne Narben zurück. Bei Kindern klingen die Symptome innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen ab. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn sich der Ausschlag stark entzündet hat. Unbedingt ärztlicher Rat ist einzuholen, wenn starke Kopfschmerzen auftreten und eine Steifigkeit des Nackens eintritt. Auch wenn das Kind teilnahmslos wirkt und unter Gleichgewichts- und Sprachstörungen leidet, ist umgehend ein Arzt zu konsultieren. Bei Erwachsenen mit geschwächtem Immunsystem oder älteren Menschen kann es vermehrt zu Komplikationen kommen. Dazu zählen Lungenentzündungen oder Entzündungen des Gehirns, welche zu Gleichgewichtsstörungen führen. Erkranken Frauen in einem frühen Stadium der Schwangerschaft an Windpocken, kann es in seltenen Fällen zu einer Missbildung des Kindes führen. Werden Schwangere wenige Tage vor oder nach der Entbindung mit dem Virus infiziert, kann die Erkrankung einen tödlichen Verlauf nehmen. Eine Ansteckungsgefahr mit Windpocken besteht zweit Tage vor bis fünf Tage nach dem ersten Hautausschlag oder solange, bis die Bläschen vollständig verkrustet sind. In dieser Zeit ist der Kontakt mit anderen Personen weitgehend zu vermeiden.
Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfe
Windpocken sind anhand des Hautausschlages leicht zu diagnostizieren. Bei ansonsten gesunden Kindern ist keine besondere Behandlung notwendig. Bettruhe und Maßnahmen zur Fiebersenkung sind ausreichend. Ein Austrocknen der Blasen wird gefördert, indem man dem Badewasser Kaliumpermanganat zugibt. Die Kinder sollten dazu angehalten werden, ein Aufkratzen der Blasen zu vermeiden. Dies lässt sich einschränken, indem die Fingernägel besonders kurz geschnitten werden. Auch durch häufiges Händewaschen und Nägelbürsten lassen sich Infektionen vermeiden. Heftiges Kratzen kann auch durch das Tragen von Baumwollhandschuhen vermieden werden. Am Körper wird am besten locker sitzende Baumwollkleidung vertragen. Wird im frühen Stadium der Krankheit ein Virostatikum verordnet, lässt sich bei Risikopatienten, wie Schwangeren, alten Menschen oder körperlich geschwächten Personen, ein schwere Krankheitsverlauf verhindern. Waschungen mit abgekühltem Kamillentee lindern den Juckreiz und unterstützten die Heilung. Auch Kompressen mit Kamillenöl oder Rosenwasser lindern die Beschwerden. Bei Erwachsenen muss eine Hirnhautentzündung ausgeschlossen werden.
Das Kinn sollte sich ohne Probleme und größere Schmerzen auf die Brust senken lassen. Treten Atembeschwerden auf, sollte eine Röntgenuntersuchung veranlasst werden, um eine Lungenentzündung auszuschließen. Eine seltene Komplikation einer Windpockeninfektion im Erwachsenenalter stellt eine Angiopathie dar. Hierbei kommt es zu Veränderungen von Blutgefäßen, welche das Schlaganfallrisiko erhöhen. Wer an Windpocken erkrankt, ist in der Regel ein Leben lang immun gegen die Krankheit. Ausnahmen sind möglich, so zum Beispiel, wenn die Erkrankung in früher Kindheit auftrat und nur einen leichten Verlauf nahm. Dann kann es vorkommen, dass nicht ausreichend Antikörper gebildet werden konnten und die Erkrankung in späteren Jahren erneut auftritt. Das Virus ruht nach einer Infektion in den Nervenzellen. Wird es nach Jahren durch Stressfaktoren oder andere Auslöser reaktiviert, kann eine Gürtelrose auftreten. Hierbei kommt es zu schmerzhaften Hautbläschen entlang der Nervenbahnen. Wer an Gürtelrose erkrankt, kann an ungeschützte Personen Windpocken übertragen. Eine Ansteckung mit Windpocken ist bei Kindern kaum zu verhindern. Seit dem Jahre 2004 wird eine Impfung gegen Windpocken in Deutschland allgemein empfohlen. Diese sollte am Ende des ersten Lebensjahres des Kindes erfolgen. Seit dem Jahre 2006 ist auch ein Mehrfachimpfstoff gegen Windpocken, Masern, Mumps und Röteln auf dem Markt.