Die Schizophrenie, eine schwere psychische Erkrankung, entwickelt sich zwischen der Pubertät und den Vierzigerjahren bei beiden Geschlechtern gleichermaßen. Sie ist gekennzeichnet durch Störungen in der Wahrnehmung, im Denken und in der Affektivität. Die Affektivität ist eine Form der Gemütserregung, sie bringt beispielsweise eine Emotion in Gang, die heftig sein kann, andererseits kann sie auch als Motiv, als Zwangsgedanke auftreten. Letztendlich besteht die Schizophrenie in einer schweren Verwirrung im Verhalten, Denken und Fühlen. Dazu kommt ein immer stärkerer Rückzug der Interessen aus der Umwelt. Der Patient ist stärker mit Phantasien als mit der Realität beschäftigt und lässt oft Wahnvorstellungen und Halluzinationen erkennen. Manche Patienten haben in ihrem Leben nur eine einzige Schizophrenie-Episode, andere leiden unter wiederkehrenden Schüben und führen dazwischen ein relativ normales Leben. Eine große Gruppe der Erkrankten hat lebenslang schwere Symptome, einige sind zu einem normalen alltäglichen Leben nicht mehr fähig und benötigen permanent psychiatrische Hilfe beziehungsweise fristen ihr Leben dauerhaft in der Psychiatrie. Die Schizophrenie geht einher mit Veränderungen in der Persönlichkeit und in den Fähigkeiten. Erkrankte verlernen zwischen Realem und Irrealem zu unterscheiden und ziehen sich zurück, wenn die Symptome stärker werden und/oder häufiger auftreten. Viele der Patienten glauben ihr eigenes Unterbewusstsein zu kennen. Ihre Ichgrenzen lösen sich auf, ihre Persönlichkeit verschmilzt mit der Welt der anderen Menschen und der äußeren Gegenstände. Zugleich verlagern sich diese äußeren Gegenstände in sie selbst. Ein derartiger Identitätsverlust kann die Persönlichkeit gänzlich auslöschen.
Wesen der Schizophrenie
Inhaltsverzeichnis zum Thema Schizophrenie
Es gibt sechs wesentliche Symptome der Schizophrenie: Störungen des Denkens, der Emotionen, des Willens, des Verhältnisses und der Koordination der Körperbewegungen, ferner Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Nicht alle sechs Symptome müssen vorhanden sein; auch wenn das eine oder andere fehlt, kann die Diagnose auf Schizophrenie lauten. Die Symptome sind oft dermaßen seltsam, dass diese Diagnose eigentlich auf der Basis ihrer „Unverständlichkeit gestellt wird. Die Denkstörungen können von leichter Verschwommenheit der Gedanken bis zu einer nicht mehr kommunizierbaren Privatsprache reichen. Bei der Denkstörung fehlen die zentralen, bestimmenden Ideen, sodass Gedankensequenzen durch bloße Klangassoziation, durch Alliteration oder sonstige unbedeutende Details bestimmt und falsche Begriffsreihen gebildet werden. Diese basieren auf einen Missbrauch der Symbolfunktion. Das bedeutet, die Ideen sind nicht mehr in einer logischen, abstrakten Ordnung, sondern haben die Neigung sinnlos miteinander zu verschmelzen. Ein anderes Merkmal ist die übermäßige Einbeziehung. Sie resultiert aus der Schwierigkeit des Patienten, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. In Gesprächen können zum Beispiel Zeit, Buchstaben und Zahlen, alles durchaus verschiedene Kategorien, als Äquivalente aufgefasst werden. Allgemeinbegriffe und Dingbezeichnungen werden nicht mehr auseinandergehalten, sondern verschmelzen zu einem Ganzen. Während gesunde Menschen abstrakt denken können, Hypothesen bilden und sie mit der Realität in Einklang bringen, sind Schizophrene dagegen reizgebunden. Für sie gewinnen die Worte selbst Konkretion und werden zu Dingen eigener Art. Worte können deshalb wehtun wie Schläge, drohen wie Fäuste, verwirren und mit ihrer Zweideutigkeit bestürzen. Für den Schizophrenen sind Wesentliches und Unwesentliches von gleicher Bedeutung. Auch der Strom der Gedanken kann gestört sein. Bei der Sperrung des Gedankenganges erscheint in diesem eine Lücke, die den Patienten abrupt schweigen lässt, wenn er gerade spricht. Beginnt er dann von neuem, bewegen sich seine Gedanken in völlig anderen Bahnen. Andere Patienten können einen Gedankendrang erleben, ihnen scheinen die Ideen nur so durch den Kopf zu schießen. Meistens besteht ein starkes Interesse an religiösen, philosophischen und mystischen Themen. Die emotionale Störung in der Schizophrenie ist ebenfalls weitreichend. Die Veränderungen im Denken haben unausweichliche Konsequenzen auf die Gefühlslage. Die Patienten beklagen beispielsweise, dass sie alle Gefühle für ihre Familie verloren haben. Ist dies das hervorstechende Symptom, kann es zur Depersonalisation führen. Da Gefühle insofern das Persönlichste an uns sind, fühlt sich der Schizophrene nicht mehr als er selbst. Dieser Zustand kann mit einem anderen einhergehen, bei welchem die Außenwelt sich verändert zu haben, fremd und unwirklich geworden zu sein scheint. Viele Patienten sind sich durchaus bewusst, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Sie reagieren darauf mit Furcht vor dem Verrücktwerden, ja sogar mit intensiven Angstzuständen. Andere sind ekstatisch, sind überzeugt übernatürliche Erlebnisse zu haben. Manche glauben, sie seien Christus oder haben eine direkte Begegnung mit Gott. Dabei erscheinen diese Erlebnisse völlig real, es ist also sinnlos ihnen diese Vorstellungen auszureden oder sie zu negieren. Die verbreitetste emotionale Veränderung ist die Abstumpfung der Gefühle. Die Fähigkeit zu angemessenen Empfindungen geht mehr und mehr verloren. Das fängt an mit den zärtlichen, sozialen Gefühlen für Familie und Freunde und endet bei starken Emotionen wie Furcht, Hass oder Freude. Erotische Empfindungen können erhalten bleiben, erscheinen jedoch abstoßend, wenn alle übrigen verblasst sind. Trotz alledem können Schizophrene gelegentlich raschen Stimmungsschwankungen unterliegen und etwa aus einer vorübergehenden Ekstase in Furcht oder Verzweiflung verfallen. Daraus können gewalttätige Akte gegen das Selbst oder gegen andere erwachsen. Ein auffälliger Zug dieser Stimmungen ist ihre Unangemessenheit. Schlechte Nachrichten können beispielsweise mit albernem Kichern begrüßt werden. Ein weiteres Symptom ist die Beeinträchtigung des Willens. Schizophrene beklagen häufig eine Schwächung ihrer Willenskraft. Sie glauben, dass alle ihre Gedanken und Gefühle, die Worte, die sie gebrauchen, und ihr gesamtes Verhalten ihnen von außen aufgezwungen und außerhalb ihrer Kontrolle seien. Sie verhalten sich oft ambivalent. Als Beeinträchtigung kann man auch die körperliche Unbeholfenheit und die seltsame Haltung mancher Patienten betrachten. Sie reichen von völliger Starre bis zur chaotischen Erregung. Weitere sehr charakteristische Symptome der Schizophrenie sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Dinge der Außenwelt, auch belanglose, haben plötzlich eine spezielle Bedeutung für sie allein. Manche haben das Gefühl, ihre Lebenssituation ändere sich in einer unheimlichen Weise, etwa dadurch, dass die Umwelt einen drohenden Charakter annimmt. Die Wahnvorstellungen haben meist mit Verfolgung zu tun, aber es gibt auch Größen- und hypochondrische Wahnideen. Unter den Halluzinationen sind die akustischen die häufigsten. Schizophrene hören oft „Stimmen. Aber es gibt auch Tast-, Geschmacks- und Geruchshalluzinationen. Die Einstellung der Patienten zu ihren Stimmungen variiert. Chronische Patienten bleiben gleichgültig, neuerkrankte können in Depressionen fallen. Die Stimmen sind oft beleidigend oder obszön, manche Schizophrene antworten auf die Stimmen und setzen dabei Schmähung gegen Schmähung. Durchaus können die Stimmen ihnen befehlen sich umzubringen, was einige Patienten in die Tat umsetzen, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass sie ihren Identitätsverlust nicht mehr ertragen können.