Histamin ist ein Gewebshormon und dient im menschlichen Körper als Neurotransmitter. Für Menschen und andere Säugetieren ist Histamin bei allergischen Reaktionen wichtig und ist am Immunsystem beteiligt. Es ist eines der Botenstoffe, die bei Entzündungsreaktionen wirken und es lässt das Gewebe anschwellen. Unter anderem reguliert es die Produktion von Magensäure und ist im zentralen Nervensystem wichtig für den Schlaf-Wach-Rhythmus. So wichtig Histamin für den Menschen ist, größere Mengen (über 100 mg) können für jeden toxisch sein und lebensbedrohliche Reaktionen auslösen. Die Verträglichkeitsgrenze liegt bei etwa 10 mg. Leidet jemand an einer sogenannten Histaminintoleranz kann dieser Wert auch deutlich niedriger sein. Eine Intoleranz liegt dann vor, wenn der Körper nicht in der Lage ist Histamin schnell genug abzubauen, sodass es zu einer gefährlichen Ansammlung kommt. Je nach Empfindlichkeit können unterschiedliche Beschwerden die Folge sein. Für den Abbau des Histamins ist das Enzym DAO (= Diaminoxidase) verantwortlich, welches im Darm, den Nieren und der Plazenta produziert wird. Bei einer Histaminintoleranz bildet der Körper zu wenig oder nicht schnell genug dieses Enzym. Vor allem in Deutschland sind sich Ärzte beim Thema Histaminintoleranz oft uneinig und lehnen eine solche Möglichkeit zum Teil sogar ab.
Österreichische Studien gehen von etwa 1-2 Prozent betroffenen Patienten aus. Frauen mittleren Alters machen dabei den größeren Teil aus. Oft liegen bereits allergische Beschwerden (Hauschnupfen oder Asthma) vor. Viele Lebensmittel, Alkohol aber auch bestimmte Medikamente werden nicht vertragen. Bei Lebensmitteln gilt es zu unterscheiden. Manche enthalten von sich aus hohe Histaminwerte und dürfen nur in Maßen oder gar nicht genossen werden. Dabei gilt: je länger ein Lebensmittel reift, gärt, fermentiert, desto mehr Histamin bildet es. Dazu gehören vor allem Hartkäse, Sauerkraut, Salami, geräuchertes oder gepökeltes Fleisch, sowie geräucherter Fisch, Essig oder Hefe. Auch Sojaprodukte, vor allem Sojasauce und Tofu werden schlecht vertragen. Alles was eingelegt und konserviert ist kann Probleme auslösen. Stehen Lebensmittel länger, wird auch Histamin gebildet. Deshalb sollten Fertigprodukte gemieden werden und auf eine möglichst frische Zubereitung und einen zeitnahen Verzehr geachtet werden. Histamin lässt sich auch durch Kochen oder Einfrieren nicht zerstören. Daneben gibt es Lebensmittel, welche den Körper anregen Histamin auszuschütten. Beispielsweise Tomaten, Ananas, Auberginen oder Champignons. Vorsicht ist außerdem bei der Einnahme von DAO-Blockern geboten. Dazu gehört vor allem Alkohol aber auch bestimmte Medikamente werden schlecht vertragen.
Symptome und Beschwerden
Inhaltsverzeichnis zum Thema Histaminintoleranz
Es dauert oft Jahre bis die Betroffenen eine Histaminintoleranz feststellen. Denn: das Beschwerdebild trifft auch bei vielen anderen Krankheiten zu. Ärzte führen entsprechend eine Vielzahl aufwändiger Tests durch. Nicht selten bleiben diese ohne Befund, sodass auf psychosomatische Ursachen geschlossen wird. Außerdem sind die Reaktionen bei jedem unterschiedlich und können zum Teil verzögert, also erst mehrere Stunden oder Tage nach dem Verzehr von unverträglichen Lebensmitteln oder der Einnahme von Medikamenten eintreten. Eine Histmainintoleranz ist deshalb tückisch. Da sie keine Allergie ist, sind keine einheitlichen und eindeutigen Symptome vorhanden. Außerdem treten diese oft erst nach Überschreitung einer personenabhängigen Verträglichkeitsgrenze auf. In Verbindung mit Stress oder bei hormonellen Umstellungen häufen sich die Beschwerden und können stärker sein. Reaktionen treten vor allem in den Bereichen des Körpers, in denen Histamin an lebenswichtigen Vorgängen beteiligt ist. Möglich sind:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Blähbauch, Durchfall oder Verstopfung, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen: Diese Beschwerden treten am häufigsten auf. Wird vom Arzt kein krankhafter Befund diagnostiziert lautet die Diagnose Reizmagen oder Reizdarm. Je nach Histamingehalt der Nahrung können die Beschwerden nach wenigen Minuten eintreten. Sie können aber auch zu einem chronischen Problem werden (z. B. chronischer Durchfall oder Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall)
- Hautprobleme wie Neurodermitis, Ausschläge, Juckreiz, Ödeme, fettige Haut, Pickel und Akne, Hautrötung
- Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Panikattacken
- Atembeschwerden, geschwollene Nasenschleimhaut, Fließschnupfen, Asthma
- Kreislaufprobleme, Schwindel, niedriger Blutdruck, Starke Erschöpfung, Müdigkeit
- Migräne, Nervosität, Schlaflosigkeit, Depressionen
- PMS
- Unverträglichkeit von histaminfreisetzenden/DAO-blockierenden Medikamenten: Dazu gehören unter anderem Acetylsalicylsäure (Aspirin), Röntgenkontrastmittel, Schmerzmittel, Narkosen. Ärzte müssen in jedem Fall informiert werden, sollte eine Histaminintoleranz bestehen, um entscheiden zu können welche Medikamente vertragen werden
- Unverträglichkeit von Alkohol: Vor allem Rotwein, Sekt, Hefeweizen lösen Beschwerden aus, da sie selbst Histamin enthalten und auf der anderen Seite der Alkohol das Abbauenzym DAO im Darm hemmt. Oft wird deshalb geraten gerate während des Essens auf Alkoholkonsum zu verzichten und diesen generell einzuschränken
Was kann der Arzt tun?
An erster Stelle sollte eine organische Ursache für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Zudem kann es sinnvoll sein bei einem Verdacht auf Histaminintoleranz zunächst verbreitete Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten, z. B. auf Weizen, Gluten, Laktose oder Fruktose auszuschließen. Einerseits können viele Beschwerden eine Folge der Unverträglichkeit von einzelnen Lebensmittelgruppen sein. Zum anderen schüttet der menschliche Körper bei jeder allergischen Reaktion vermehrt Histamin aus, sodass eine Art Kettenreaktion ausgelöst wird. Die Ursache muss dabei nicht primär an der Menge von außen zugeführtem Histamins liegen. Ein sicherer Weg eine Lebensmittelunverträglichkeit festzustellen ist dabei eine Auslassdiät (über mehreren Wochen) und ein anschließender Provokationstest mit dem vermeintlich unverträglichen Stoff. Das Führen eines Ernährungstagebuchs ist wichtig, um mögliche Zusammenhänge zu erkennen. Neben einer Auslassdiät, welche auch bei der Histaminintoleranz entscheidende Erkenntnisse liefert, gibt es mehrere Möglichkeiten eine Histaminintoleranz zu testen. Ein Pricktest kann eine erste Bestätigung liefern, allerdings sind diese Tests nicht immer sehr aussagekräftig. Ein Bluttest kann schon eindeutigere Ergebnisse liefern. Dabei werden verschiedene Werte bestimmt:
- Histaminspiegel
- Verminderte DAO-Aktivität
- Mangel an Vitaminen und Spurenelementen. Vor allem ein verminderter Vitamin-B6-Spiegel, da das Enzym Diaminoxidase Vitamin B6 benötigt. Darüber hinaus Vitamin C, Calcium, Kupfer, Zink.
Sollte eine Histaminintoleranz nachweislich vorliegen bilden eine histaminarme Diät sowie die zusätzliche Einnahme von Vitamin C und Vitamin B6 (bei einem niedrigen DAO-Wert) die Basis der therapeutischen Maßnahmen und sind in Rücksprache mit dem Arzt durchzuführen. Je nach Schweregrad der Intoleranz, müssen Betroffene auf bestimmte Lebensmittel verzichten oder zumindest den Konsum einschränken. Ein Ernährungsberater kann in Einzelfällen bei der Erstellung eines ausgewogenen Ernährungsplans behilflich sein.