Eine Entzündung, auch Inflammation genannt, ist eine Reaktion von Gewebe auf diverse Stimuli. Aus dieser Definition ist bereits das große Spektrum der verschiedenen Entzündungsarten und -reaktionen ersichtlich. Ursachen einer Entzündung können Verbrennungen, Chemikalien, Erfrierungen, Toxine, Infektionen durch Mikroorganismen oder Viren, Traumata, radioaktive Strahlung, Stress und auch Alkohol sein. Erwähnenswert ist, Infektion und Inflammation nicht synonym zu gebrauchen, da eine Infektion mit Mikroorganismen der Auslöser einer Entzündung sein kann, jedoch zusätzlich auch noch andere Effekte auf den Körper haben kann. Entzündungen sind per se nicht schlecht oder schädlich, im Gegenteil, durch diese Reaktionen versucht der Organismus sich des verursachenden Stimulus zu entledigen. Am einfachsten lassen sich Entzündungen in akute und chronische unterteilen.
Akute Entzündungen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Entzündung
Auslöser sind meist Infektionen mit Mikroorganismen oder Verletzungen. Grundsätzlich kann jeder Fremdkörper, der vom Körper rückstandslos entfernt werden kann, eine akute Entzündung auslösen. Die Symptome sind meist Schmerzen (dolor), Hitzegefühl (calor), Rötung (rubor), Schwellung (tumor) und eingeschränkte Funktion (functio laesa) an der betroffenen Stelle. Ein gutes Beispiel sind die durch Kälteeinwirkung entstehenden Frostbeulen an Händen oder Füßen. Diese verheilen, sofern es sich nicht um eine schwere Erfrierung handelt, nach einiger Zeit wieder. Anhand dieses Beispiels lassen sich gut die Symptome Hitzegefühl und Rötung erklären, da sich Blutgefäße in diesem Gewebe aufgrund der Entzündung erweitern und so stärker durchblutet werden. Die Schwellung tritt aufgrund der Einwanderung von Leukozyten, den weißen Blutkörperchen, ins Gewebe auf. Akute Inflammation innerer Organe kann jedoch andere oder nur einen Teil dieser Symptome aufweisen. Vor allem Schmerzen können durchaus ausbleiben, wenn keine sensorischen Nervenenden im betroffenen Gewebe vorhanden sind. Entzündungen aufgrund von Infektionen mit beispielsweise Meningokokken können jedoch folgenschwer sein. Mikroorganismen und andere Pathogene können eine akute systemische Inflammation auslösen, umgangssprachlich Blutvergiftung genannt. Eine Sepsis ist eine schwerwiegende Komplikation, sie ist heilbar, kann aber auch zum Tod oder zu einer lebenslangen Beeinträchtigung führen. Die Symptome unterscheiden sich von einer lokalen akuten Entzündung dahingehend, dass es im anfänglichen Stadium zu erhöhter Temperatur, Herzrasen (Tachykardie), erhöhter Atemfrequenz (Tachypnoe) oder einer stark erhöhten beziehungsweise stark erniedrigten Leukozytenzahl kommt. Eine frühzeitige Erkennung ist oft schwierig, da bis auf die erhöhte Temperatur kaum ein Symptom im Eigenheim erkannt werden kann. Erfolgt keine Behandlung werden die Symptome schlimmer: Es kann unter anderem zum Abfall von Blutplättchen kommen, Hirnschäden können auftreten, das Blut säuert sich an und Nierenversagen ist möglich.
Chronische Entzündungen
Auslöser sind nicht abbaubare Stimuli, Allergene oder andere autoimmun Reaktionen. Eine akute Entzündung kann ebenfalls der Auslöser einer chronischen Inflammation sein. Bei chronischen Entzündungen treten andere Symptome als bei akuten Entzündungen auf. Außerdem sind sie symptomärmer und unterscheiden sich je nach Krankheit untereinander. Beispiele chronischer Entzündungen sind Acne vulgaris, Artheriosklerose, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, oder Multiples Sklerose. Diese Aufzählung ist jedoch bei weitem nicht vollständig. Exemplarisch wird hier näher auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Multiples Sklerose eingegangen. Obwohl Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zur selben Krankheitsgruppe gehören, sind die Symptome und der Krankheitsherd unterschiedlich. Während Morbus Crohn den gesamten Gastrointestinaltrakt betreffen kann, beschränkt sich Colitis ulcerosa ausschließlich auf den Dickdarm und das Rektum. Ein leicht erkennbares Symptom bei beiden Krankheiten ist Durchfall, jedoch in unterschiedlicher Konsistenz. Morbus Crohn wird üblicherweise von Fieber und Fisteln begleitet. Bei Colitis ulcerosa treten Fisteln jedoch nur selten auf, dafür sind Stuhlzwang und erhöhte Stuhlfrequenz typische Symptome. Fieber tritt nur bei schweren Schüben auf. Gewichtsverlust tritt ebenfalls bei beiden Krankheiten, jedoch häufiger bei Morbus Crohn auf. Abhängig vom Schweregrad beider Krankheiten muss das Immunsystem supprimiert werden. Multiple Sklerose ist eine chronische Entzündung bei der das körpereigene Immunsystem die Myelinschichten von Nervenzellen angreift und zerstört. Die Blut-Hirn-Schranke wird durchlässig und Zellen des Immunsystems können ins Hirn einwandern. Dort kommt es zu einem folgenschweren Fehler und Myelin wird von diesen Zellen als körperfremd angesehen und deswegen zerstört. Zurzeit ist diese Krankheit nicht heilbar und führt früher oder später zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen. Die Expanded Disability Status Scale ist eine Maßstab zur Klassifizierung des Schweregrads der Multiplen Sklerose nach ihren Symptomen, welche hauptsächlich neurologischer Natur sind. Beispiele wären Taubheitsgefühl, Schmerzen, Muskelkrämpfe, Lähmungserscheinungen, Schluckstörungen und auch kognitive und psychischen Störungen wie Depressionen oder Stimmungsschwankungen.
Hintergrund von Entzündungsreaktionen
Aufgrund der schieren Komplexität des Immunsystems und von Entzündungsreaktionen wird hier nur versucht, einen groben Überblick zu geben. Genauere Ausführungen bieten diverse Fachbücher zum Thema Immunologie in deutscher und englischer Sprache. Es gibt das angeborene und das adaptive Immunsystem. Zusätzlich existieren noch andere Systeme, wie das Komplementsystem. All diese Systeme tragen zur Entzündung bei. Das Komplementsystem wird beispielsweise durch Bindung spezieller Proteine an Mikroben aktiviert. Dadurch wird das Protein C3 gespalten, dessen Abbauprodukt ein Mediator von Entzündungen ist und C3a genannt wird. Zusätzlich stimulieren Antigene, also körperfremde Stoffe, diverse Rezeptoren an der Zelloberfläche von Immunzellen wie zum Beispiel Makrophagen. Dies induziert die Produktion von verschiedenen inflammatorischen Mediatoren wie zum Beispiel Zytokine oder Chemokine. Die werden von den Zellen ausgeschüttet und lösen in benachbarten Zellen ebenfalls Reaktionen aus, die meist zur Ausschüttung von denselben Stoffen führen. Zytokine und Chemokine sind entweder pro- oder anti-inflammatorisch und regulieren normalerweise das Immunsystem. Manchmal kann es aber zu einer lawinenartigen Verstärkung der Entzündung kommen, die dann in weiterer Folge das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringt. Zusätzlich lösen Zytokine, insbesondere Interleukin-6 und der Tumor Nekrose Faktor, die Produktion von akute-Phase-Proteinen aus. Diese Proteine werden in der Leber produziert und ihre Konzentration erhöht sich bereits kurz nach einer systemischen Entzündungsreaktion. Beispiele für akute-Phase Proteine sind Fibrinogen, Serum-Amyolid-A und C-reaktive Proteine. Unter anderem wird das bereits erwähnte C3 produziert und in den Blutkreislauf abgegeben. Auf zellulärer Ebene führen Entzündungen neben dieser veränderten Genexpression unter anderem zu Zelltod.