Die Tollwut, auch Rabies genannt, ist eine durch das Rabiesvirus ausgelöste meldepflichtige Zoonose, also eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Dies geschieht in der Regel durch eine Biss- oder Kratzverletzung mit Speichelkontakt durch ein infiziertes Tier. Der Speichel des erkrankten Tieres ist schon während der Inkubationszeit erregerhaltig, das heißt, dass eine Ansteckung möglich ist, auch wenn das Tier augenscheinlich keine Tollwutsymptome zeigt. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist eher selten. Nur wenige Fälle sind bekannt, bei denen Menschen an einer durch Organspende übertragenen Tollwut gestorben sind. In Deutschland sind seit mehr als 15 Jahren keine Fälle von Tollwut mehr aufgetreten. In Ländern wie China oder Indien erkranken jedoch jedes Jahr noch zehntausende Menschen am Rabiesvirus. Auch Afrika gehört zu den Risikogebieten. Vor Reisen in eines dieser Länder wird deshalb eine Schutzimpfung empfohlen. Sollte es zu einem Biss durch ein tollwutverdächtiges Tier kommen, muss die Wunde sofort aufgeschnitten und mit einer Spülung desinfiziert werden. Es folgen eine aktive Impfung und eine passive Immunisierung. Das heißt es erfolgt simultan eine Behandlung mit fertigen Antikörpern und mit dem abgeschwächten Krankheitserreger. Die Wahrscheinlichkeit nach einem Biss durch ein infiziertes Tier an Tollwut zu erkranken liegt bei 3-50%, liegt der Biss in der Nähe des Gehirns steigt das Erkrankungsrisiko auf 80-100%. Die Inkubationszeit des Virus liegt bei wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten. Sie ist umso kürzer, je näher sich die Biss- oder Kratzstelle am Gehirn oder einem Nerv befindet. In sehr seltenen Fällen kann es Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht. Das Virus gelangt durch den Biss in den menschlichen Körper und wandert über die Blutbahn zu den peripheren Nervenfasern und von dort über das Rückenmark ins Gehirn. Ebenfalls über die peripheren Nerven gelangt das Virus zum Herz, den Nebennieren, dem Auge, den Speichel- und Tränendrüsen, den Geschmacksknospen und der Skelettmuskulatur. Eine Heilung der Tollwut nach Ausbruch ist nicht möglich. Die Symptome können durch gedämpftes Licht, absolute Ruhe und Unterstützung bei der Atmung lediglich gelindert werden. Die Letalität, das heißt die Sterblichkeitsrate, bei ungeimpften Patienten liegt bei nahezu 100%.
Stadien der Tollwut
Inhaltsverzeichnis zum Thema Tollwut
Das Anfangsstadium (Prodromalstadium) der Tollwut dauert in der Regel zwei bis vier Tage. Es tritt zunächst eine Rötung an der Stelle der bereits verheilten Bisswunde auf. Möglicherweise kommen Juckreiz und ein brennendes Gefühl dazu. Auch Sensibilitätsstörungen- oder sogar Sensibilitätsverlust an den entsprechenden Hautarealen werden beobachtet. Zusätzlich kommt es zu unspezifischen oft grippeähnlichen Symptomen wie beispielsweise Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, allgemeines Unwohlsein, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit. Die Kehle des Erkrankten fühlt sich rau und wund an, erste Schluckbeschwerden können auftreten. Im Laufe der folgenden Woche treten erste psychische Symptome auf. Es kommt zu einer abnormen Reizbarkeit, Aggressionen abgewechselt mit Depressionen und Angstzuständen, verursacht durch die Enzephalitis (Gehirnentzündung), die das Rabiesvirus im Gehirn ausgelöst hat. Aufgrund der genannten Symptome bezeichnet man dieses Stadium auch als Erregungsstadium oder das Stadium der „wilden Wut.
Der Patient zeigt ein hohes Maß an Überempfindlichkeit. Er tobt und schreit selbst bei den geringsten Umweltreizen. Diese Wutanfälle verhalfen der Krankheit auch zu ihrem Namen Tollwut. Die beschriebenen Erregungszustände treten häufig in Kombination mit Halluzinationen auf. Die Kontrolle über den Körper nimmt mehr und mehr ab und es kommt zu einer motorischen Hyperaktivität mit Muskelzuckungen und Krämpfen insbesondere der Rachen-, Atem- und Kehlkopfmuskulatur. Krämpfe am Rumpf und an den Extremitäten werden ebenso wie die Wutanfälle durch geringste Licht-, Geräusch- und Berührungsreize ausgelöst und wechseln sich mit ruhigen Phasen ab. Die Abstände zwischen den Krampfanfällen werden aber immer geringer je weiter die Krankheit fortschreitet. Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Erregungsstadiums ist die Wasserscheu, auch Hydrophobie genannt. Allein der Gedanke an Wasser kann bei den betroffenen Personen sehr schmerzhafte Schluckkrämpfe auslösen.Versuchen die Patienten trotzdem zu trinken, kommt es zu den ebenfalls sehr schmerzhaften Schlingmuskelkrämpfen.
Eine vermehrte Speichelsekretion (Hypersalivation) führt in Kombination mit der Unfähigkeit den Speichel zu schlucken, zu einem Speichelfluss aus dem Mund. Der Patient verliert durch diesen vermehrten Speichelfluss und zusätzliches Schwitzen, verursacht durch hohes Fieber, mehr und mehr Flüssigkeit und leidet unter quälendem Durst, den er jedoch aufgrund seiner Krämpfe nicht stillen kann. Zusätzlich kommt es zu einer vermehrten Produktion von Tränenflüssigkeit. Sowohl der Speichel als auch die Tränen und der Urin des Erkrankten sind hochinfektiös, so dass eine Isolation des Patienten unabdingbar ist. Bedingt durch das Fieber kommt es zu einem schnelleren Herzschlag (Tachykardie), so dass die Gefahr einer Hyperventilation besteht. Der Patient bleibt in diesem Stadium bei vollem Bewusstsein. Üblicherweise kommt es am dritten oder vierten Tag des Erregungsstadiums zu einem Krampfanfall der Atemmuskulatur, der in den meisten Fällen zum Tod durch Ersticken führt.Überlebt der Kranke dieses Stadium, folgt nach etwa sieben Tagen das paralytische Stadium (Lähmungsstadium). Man bezeichnet dieses Endstadium, welches bis zu zwei Wochen dauern kann, auch als das Stadium der „stillen Wut. Im Gegensatz zum Erregungsstadium, das vor allem durch Krämpfe gekennzeichnet ist, sind in diesem Stadium Lähmungserscheinungen charakteristisch. Die Lähmungen sind dabei sowohl motorisch, also die Muskeln betreffend, wie auch sensibel, das heißt die Berührungssinne betreffend. Typisch sind schlaffe Hemiparesen (Halbseitenlähmungen der vom Biss betroffenen Seite sowie Lähmungen der Augenmuskulatur (Augenmuskelparesen). Auch ein Meningismus, eine Kombination verschiedener Symptome, die durch eine Reizung der Hirnhäute (Meningen) verursacht werden, wird häufig beobachtet. Typische Symptome eines Meningismus sind starke Kopfschmerzen, eine schmerzhafte Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen und eine Schmerz- sowie Lichtüberempfindlichkeit. Am Ende des Lähmungsstadiums tritt der Tod durch Atemlähmung ein. Der Patient befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Koma. Zusammenfassen kann man die Symptome der Tollwut mit der charakteristischen Trias aus Erregungszuständen, Krämpfen und Lähmungserscheinungen.