Die Schilddrüse ist eines der wichtigsten Organe. Sie ist für die Steuerung des Stoffwechsels und somit auch für die Leistungsfähigkeit des Körpers zuständig. Liegt eine Fehlfunktion vor, so fühlt man sich müde, man friert schnell und hat Gewichtsprobleme. Damit der Stoffwechsel funktionieren kann, benötigt er Hormone. Diese werden von der Schilddrüse produziert, die sich am Hals, unterhalb des Kehlkopfes, befindet. Bei einer Hyperthyreose - auch als Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet - werden in der Schilddrüse mehr Hormone gebildet, als der Organismus tatsächlich benötigt. Die Schilddrüsenhormone sind ein wesentlicher Bestandteil der verschiedenen Stoffwechselvorgänge, denn sie stimulieren die Funktion des Stoffwechsels. Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor, so werden durch die Überproduktion an Hormonen die Stoffwechselvorgänge beschleunigt. Eine Folge dieser Hormonüberproduktion ist eine Steigerung der Sensitivität des Organismus. Der Körper reagiert verstärkt auf die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin.
Reaktionen des Körpers
Inhaltsverzeichnis zum Thema Schilddrüsenüberfunktion
Die Symptomatik bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist abhängig von der jeweiligen Ursache der Funktionsstörung. Die verschiedenen Symptome können nach den jeweiligen Systemen geordnet werden, auf die eine Hyperthyreose Einfluss hat. Eine Hyperthyreose löst oftmals eine Kettenreaktion bei den Symptomen aus. Ein Symptom zeigt sich meist als Folge eines anderen Symptoms.
Allgemeine Symptome
Infolge des erhöhten Stoffwechsels tritt häufig eine Gewichtsabnahme auf. Obwohl bei vielen Betroffenen sogar der Appetit gesteigert und die Ernährung ausreichend ist, werden aufgrund des erhöhten Fettstoffwechsels die Bestandteile der Nahrung nicht mehr richtig aufgenommen, sondern über den Darm ausgeschieden. Häufig findet dies in Zusammenhang mit Durchfall statt, der die Gewichtsabnahme noch begünstigt. Der Gewichtsverlust ist kein schleichender Prozess, sondern dieser setzt plötzlich ein. Da die Funktionen des Körpers auf Hochtouren laufen, produziert der Körper bei der Arbeit Wärme. Die Betroffenen entwickeln eine Wärmeintoleranz, das heißt, sie empfinden die Wärme als unangenehm. Als Folge dessen kommt es zu vermehrtem Schwitzen. Ein weiteres, eher allgemeines Symptom, ist Haarausfall. Der Stoffwechsel beeinflusst auch die Haarfollikel. Bei einem beschleunigten Stoffwechsel verkürzen sich die Anagen-, Katagen- und Telogenphasen (Lebensdauer des Haares), so dass diese schon nach kürzester Zeit ausfallen.
Herz-Kreislauf-System
Der Stoffwechsel des Organismus ist eng mit dem Herz-Kreislauf-System verbunden. Bei einer Überfunktion des Stoffwechsels fallen auch mehr Abbauprodukte und Schadstoffe an. Diese werden vom Blut aufgenommen und mithilfe des Blutkreislaufes zu den Organen transportiert, wo sie abgebaut und ausgeschieden werden können. Infolge des erhöhten Stoffwechsels kommt es zu einem Anstieg der Abfallprodukte und Schadstoffe, so dass mehr Blut notwendig ist, um diese abzutransportieren. Die Hormone der Schilddrüse wirken sich auch auf die Blutgefäße selbst aus, so dass sich diese erweitern. Damit der Blutkreislauf und somit die Blutversorgung in den Organen als auch in den Extremitäten aufrecht erhalten wird, kommt es infolge dessen oftmals zu einer Hypertonie (Bluthochdruck). Das Herz-Kreislauf-System reagiert zudem mit einem beschleunigten Puls und z. T. Herzrasen. Wird dieser Kreislauf nicht durchbrochen, sprich die Schilddrüsenüberfunktion nicht behandelt, so können sich im Laufe der Zeit Herzrhythmusstörungen entwickeln.
Zentrales Nervensystem
Eine Schilddrüsenüberfunktion wirkt sich auch auf das Gehirn und das Rückenmark aus. Durch den beschleunigten Stoffwechsel sind auch das Zentrale sowie das Vegetative Nervensystem betroffen. Dies äußert sich meist in Form von Nervosität und Unruhe, da der Körper sensibel auf die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin reagiert. Da der Organismus auch nachts nicht zur Ruhe kommt, leiden viele Betroffene an Schlafstörungen, was wiederum eine ständige Müdigkeit während des Tages nach sich zieht. Oftmals tritt auch eine sog. Bewegungsunruhe auf, so dass selbst in den Ruhephasen sich der Körper nicht entspannen kann. Die Bewegungsunruhe wird meist durch das Hormon Adrenalin ausgelöst, da aktivierend und anregend auf den Organismus wirkt. Folge dessen können Muskelschmerzen als auch eine Muskelschwäche sein. Durch den hyperaktiven Stoffwechsel werden auch die Nervenbahnen beeinflusst. Mitunter kann es zu einer Erhöhung der Nervenleitgeschwindigkeit kommen, so dass es zu einer Reizung der Nervenbahnen kommt. Dies äußert sich oftmals als ein Zittern in den Muskeln oder der Hände. Im weiteren Verlauf dieser Symptomatik leiden die Betroffenen oftmals an Stimmungsschwankungen, sie sind reizbar und neigen zu Tränenausbrüchen.
Sonstige Symptome
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion muss die Schilddrüse nicht unbedingt vergrößert sein. Deshalb sollte abgeklärt werden, ob evtl. ein Struma (Kropf) vorliegt. Der monatliche Zyklus bei den Frauen ist eng mit dem Stoffwechsel verknüpft. Infolge des hyperaktiven Organismus kann es zu Zyklusstörungen kommen. Meist zeigt sich dies in Form von Ausbleiben der Menstruation oder plötzlich auftretenden Zwischenblutungen.
Thyreotoxische Krise
In Ausnahmefällen kann aus einer Schilddrüsenüberfunktion eine sog. thyreotoxische Krise entstehen. Diese geht meist einher mit hohem Fieber, Erbrechen und Durchfällen. Da hierbei auch das Nervensystem betroffen ist, kann es zu Bewusstseinsstörungen und später zu komatösen Zuständen kommen. Eine thyreotoxische Krise ist lebensbedrohlich.
Beurteilung der Symptome
Die oben genannten Symptome zeigen sich häufig bei jüngeren Menschen. Bei älteren Menschen kann es vorkommen, dass einige der typischen Symptome (Nervosität, Herz-Kreislauf-Störungen, erhöhte Körpertemperatur, vermehrtes Schwitzen) komplett fehlen. Man spricht dann hierbei von einer sog. oligo- oder mono-symptomatischen Form einer Schilddrüsenüberfunktion. Die vorhandenen Symptome bei den Betroffenen sind meist schwächer ausgeprägt oder eher untypisch für eine Hyperthyreose. Oftmals tritt nur ein erhöhter Puls oder eine Herzrhythmusstörung auf, so dass die Diagnostik erschwert wird.
Morbus Basedow
Wird die Schilddrüsenüberfunktion durch einen Morbus Basedow ausgelöst, so zeigen sich häufig an den Augen verschiedene Symptome. Neben einer erhöhten Lichtempfindlichkeit, tränen die Augen und die Betroffenen sehen häufig Doppelbilder. Mitunter kann es zu einem Exophtalmus - einem Hervortreten des Augapfels - kommen. Umgangssprachlich wird dies als Glubschauge bezeichnet. Dieses Symptom ist Hinweis auf eine endokrine Orbitopathie, einer Erkrankung der Augenhöhle. Des Weiteren ist die Schilddrüse vergrößert und es liegt eine Tachykardie (beschleunigter Herzschlag) vor. Insbesondere Raucher haben ein erhöhtes Risiko daran zu erkranken. Die Vergrößerung der Schilddrüse, die endokrine Orbitopathie und die Tachykardie, werden als auch die „Merseburger-Trias bezeichnet, da sie die Leitsymptome bei Morbus Basedow sind (nach dem Arzt Karl von Basedow aus Merseburg bezeichnet).