Morbus Bechterew ist eine chronisch verlaufende Entzündung der Wirbelsäule, die im Laufe der Zeit zu einer Versteifung der Wirbelsäulengelenke führt. Die medizinische Fachbezeichnung für Morbus Bechterew lautet Spondylitis ankylosans, was verbiegende, versteifende Wirbelentzündung bedeutet.
Allgemeines und Verlauf
Inhaltsverzeichnis zum Thema Morbus Bechterew
Der russische Neurologe Wladimir Michailowitsch Bechterew beschrieb Ende des 19. Jahrhunderts diese Erkrankung in einer wissenschaftlichen Arbeit, die vor allem in Deutschland bis heute einen hohen Stellenwert genießt. Daraus entwickelte sich die Krankheitsbezeichnung Morbus (Krankheit) Bechterew. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung an Morbus Bechterew erkranken. 70 Prozent der Erkrankten sind männlichen Geschlechts. Es wird vermutet, dass durch eine Störung im Immunsystem die Erkrankung ausbricht. Die Ursache für den Ausbruch der Erkrankung könnte in den Erbinformationen zu finden sein, da an dem Chromosom 6 das Molekül HLA-B27 bei einem großen Teil der Erkrankten zu finden ist. Bei 25 Prozent der Erkrankten fand sich in der Verwandtschaft ebenfalls ein Familienmitglied, das an Morbus Bechterew erkrankt war. Kinder, von denen ein Elternteil an Morbus Bechterew erkrankt ist, besitzen ein 10-prozentiges Erkrankungsrisiko. Bereits im Alter von 15 bis 30 Jahren entwickelt sich die Erkrankung mit Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit an der Wirbelsäule. Auf dem Röntgenbild ist bereits im Frühstadium der Erkrankung eine Sakroiliitis, eine Entzündung zwischen den Kreuzbein- und Darmbeingelenken, zu erkennen. Oftmals wird die Diagnose auf Grund der unspezifischen Beschwerden erst sieben Jahre nach Krankheitsbeginn gestellt, so dass hier wertvolle Zeit vergangen ist, um mit einer geeigneten Therapie die Krankheitssymptome zu bekämpfen.
Im Laufe der Erkrankung, die chronisch verläuft, und in deren Phasen es auch beschwerdefreie Intervalle gibt, kommt es immer wieder zu Entzündungen und fortschreitenden Versteifungen an den Wirbelsäulengelenken, zwischen Wirbelsäulengelenken und Rippen und zwischen Wirbelsäule und Beckenknochen, die mit einer Versteifung und somit einer Einschränkung der Beweglichkeit einhergehen. Ein Drittel der an Bechterew Erkrankten erkranken zusätzlich an den Gelenken, hier vor allem Schulter- und Hüftgelenk. Zusätzlich kommt es oftmals zu einer Entzündung der Regenbogenhaut des Auges. Viele Patienten, die an Morbus Bechterew erkrankt sind, leiden auch unter einer Schuppenflechte und/ oder an einer Entzündung des Darmes (Morbus Crohn). Die Erkrankung ist bis heute nicht heilbar. Durch gezielte Krankengymnastik, Wärmeanwendungen und medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten ist es möglich, der fortschreitenden Versteifung entgegenzuwirken. Als letzte Option bietet sich eine Versteifung der Wirbelsäule in einer aufrechten Position an. Eine frühzeitige Diagnose wirkt sich besonders bei Morbus Bechterew positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus.
Symptome
Als erstes Symptom bei Morbus Bechterew sind dumpfe Schmerzen im Bereich des unteren Rückens zu nennen. Typisch für diese Erkrankung ist, dass sich die Rückenschmerzen bei Bewegung verbessern und in Ruhe eher verschlechtern. Die Rückenschmerzen dauern länger als drei Wochen an, und treten vor allem morgens und in der zweiten Nachthälfte auf. Weiterhin berichten die Betroffenen von einer Morgensteifigkeit, die länger als 30 Minuten anhält. Schmerzen in einer oder beiden Gesäßhälften deuten auf die für Morbus Bechterew typische Sakroiliitis hin. Weiterhin kann es zu Schmerzen mit eventuellen Bewegungseinschränkungen in den Hüftgelenken kommen. Ein weiteres Symptom für die Erkrankung ist ein Fersenschmerz, der durch eine Entzündung am Sehnenansatz an der Achillessehne verursacht wird. Aber auch andere Sehnenansätze können entzündet und schmerzhaft sein, hier wäre noch ein Gebiet an der vorderen Schulter zu nennen, da hier der Ansatz des Brustmuskels ist, der auch häufig betroffen ist. Die Sehnen am Fußgelenk sind ebenfalls häufig bei Morbus Bechterew schmerzhaft entzündet. Eine periphere Arthritis (Gelenkentzündung außerhalb der Körperachse) kann ebenfalls ein Symptom für Morbus Bechterew sein. Hier sind die Kniegelenke, die Ellenbogengelenke, die Schultergelenke, die Hand- und Fingergelenke sowie die Sprung- und Zehengelenke gemeint. Bei einer Gelenkentzündung an diesen Gelenken tritt eine Steifigkeit verbunden mit Schmerzen ein. Oftmals haben die Patienten in diesen Gelenken ein deutlich erhöhtes Wärmegefühl, was schon auf eine Entzündung hinweist. So genannte Wurstfinger oder Wurstzehen können ebenfalls ein Symptom des Morbus Bechterew sein. Hierbei ist der betroffene Finger oder die Zeh stark gerötet und schmerzhaft geschwollen. Bedingt durch die Schwellung ist die Beweglichkeit der betroffenen Extremität stark eingeschränkt. Auf dem Röntgenbild sind arthritische Knorpel- und Knochenveränderungen sichtbar. Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges können in Verbindung anderen Symptomen auf Morbus Bechterew hinweisen. Die Entzündung der Iris (Regenbogenhaut) ist erkennbar durch Augenschmerzen, Empfindlichkeit auf Licht , verstärkte Tränenbildung und Sehstörungen. Ebenfalls als ein Symptom zu werten ist die gute Therapie mit cortisonfreien Mitteln gegen Rheuma. Die Blutwerte bei Morbus Bechterew zeigen erhöhte Entzündungswerte an. Ganz typisch bei Morbus Bechterew ist das die Betroffenen häufig ebenfalls an der Schuppenflechte oder an einer entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn) erkranken.
Wichtig ist es, dass erst das Zusammentreffen mehrerer Symptome ein Hinweis auf Morbus Bechterew sein kann. Hier ist eine Abklärung durch einen Arzt, der das Blut des Patienten untersucht, Röntgenaufnahmen anfertigen lässt und eventuell ein MRT (Magnetresonanztomographie) anordnet. Schon Jahre vor Ausbruch der Erkrankung sind auf den MRT-Aufnahmen Veränderungen an den Kreuzbein- Darmbeingelenken erkennbar und ein deutliches Symptom für Morbus Bechterew. Bei einigen Erkrankten verläuft die Erkrankung leicht, so dass besonders hier die Diagnose Morbus Bechterew nie gestellt wird. Schwere Erkrankungsfälle sind von der Beweglichkeit erheblich eingeschränkt. Durch die fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule kommt es zu einer gebückten Haltung der Betroffenen. Da auch zwischen Wirbelgelenken und Rippen entzündliche Prozesse stattfinden, wird die Brustkorbbeweglichkeit mehr und mehr eingeschränkt, mit der Folge, dass die Lunge sich nicht mehr voll entfalten hat, und somit nicht mehr richtig belüftet werden kann. Durch die eingeschränkte Atmung ist die Leistungsfähigkeit des Erkrankten stark vermindert. Typisch in schweren Erkrankungsfällen ist eine deutlich sichtbare Schrumpfung der Gesäßmuskulatur, die verkürzte Brustmuskulatur, so dass die Schultern nach vorne gezogen werden, der runde Rücken und eine steife Halswirbelsäule, die keine Aufrichtung und keine Seitwärtsbewegungen des Kopfes zulässt. Patienten die an Morbus Bechterew erkrankt sind, benötigen regelmäßige Krankengymnastik und Wärmetherapie, um der fortschreitenden Versteifung entgegenzuwirken. Weiterhin sind eine sehr gute ärztliche Betreuung und eine gute Versorgung des Patienten mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten geboten.