Im Bereich der Schilddrüse kann es zur Bildung unterschiedlicher Tumore kommen, die nicht alle bösartig sind. Etwa ein Fünftel aller Menschen entwickelt im Laufe des Lebens gutartige Knoten auf der Schilddrüse. Diese Knotenbildung kommt besonders im Alter vor und betrifft einen großen Teil der alten Bevölkerung. Nur etwa ein Prozent aller Menschen, die einen oder mehrere gutartige Knoten an der Schilddrüse haben, entwickeln einen Schilddrüsenkrebs. Bei unkontrollierter Hormonproduktion der Schilddrüse, die nicht mehr durch andere Hormone reguliert werden kann, bilden sich beispielsweise die so genannten Adenome. Adenome sind gutartige Tumore. Die bösartigen Tumore, die in der Schilddrüse entstehen können, sind häufig Karzinome. Karzinome entstehen nicht aus den gutartigen Adenomen, sondern aus den so genannten Epithelzellen. Dies sind die Zellen, die die Gänge der Drüse auskleiden. Eine weitere bösartige Form des Schilddrüsentumors sind Lymphome, die ebenfalls innerhalb der Schilddrüse entstehen und relativ schnell unkontrolliert wachsen. Schilddrüsenkrebs kann auch in Begleitung anderer Krebsformen entstehen. Streut ein Krebs in andere Organe, entstehen dort Metastasen, die auch die Schilddrüse betreffen können. Wie es genau zur Entstehung eines Schilddrüsenkrebses kommt, ist bisher nicht hinreichend geklärt. Fest steht, dass Jodmangel, der in den westlichen Ländern einen Großteil der Menschen betrifft, die Bildung von Schilddrüsentumoren begünstigen kann. Ein Anzeichen eines ausgeprägten Jodmangels ist der Kropf, eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse. Patienten, bei denen sich bereits ein solcher Kropf ausgebildet hat, entwickeln später häufiger Knoten an der Schilddrüse. Seit dem Reaktorunfall in Tschernobyl ist bekannt, dass starke radioaktive Strahlung ebenfalls eine Ursache für Schilddrüsenkrebs sein kann. Nach dem Super-Gau in Tschernobyl erkrankten im Gebiet um den Reaktor überproportional viele Menschen an Schilddrüsenkrebs. Im gesamten Gebiet der Ukraine, in Weißrussland und in Russland war die Rate der Neuerkrankungen noch viele Jahre um ein Vielfaches höher als in anderen Regionen der Welt. Wird aufgrund der Behandlung eines bereits vorhandenen Tumors Strahlung im Halsbereich eingesetzt, kann auch diese Behandlung einen Schilddrüsentumor verursachen. Auch genetische Ursachen spielen eine Rolle: Ist eines oder sind mehrere Mitglieder der Familie am so genannten Gardener-Syndrom erkrankt, besteht für die übrigen Familienmitglieder ein erhöhtes Risiko, einen Schilddrüsentumor zu entwickeln. Auch das so genannte medulläre Schilddrüsenkarzinom scheint erbliche Ursachen zu haben. In mehr als einem Viertel aller Fälle kommt es in der Familie gehäuft vor.
Symptome des Schilddrüsenkrebses
Inhaltsverzeichnis zum Thema Schilddrüsenkrebs
Die Erkennung eines Schilddrüsenkrebses anhand seiner Symptome ist nicht einfach. Nur ein Viertel aller Betroffenen spürt überhaupt Symptome. Deshalb wird der Schilddrüsenkrebs häufig bei Routineuntersuchungen im Ultraschall entdeckt. Am auffälligsten sind die Knoten, die sich bei Betroffenen in der Schilddrüsenregion bilden und die äußerlich nicht sichtbar sind. Nur sehr harte Knoten lassen sich auch von außen per Tastbefund entdecken. Jedoch ist nicht jeder Knoten Ausdruck einer Krebserkrankung: bei einem Großteil handelt es sich um gutartige Veränderungen. Je nachdem, welche Zellart dem jeweiligen Knoten zugrunde liegt, verläuft die Erkrankung unterschiedlich schnell. Manche Knoten wachsen rasant und vermehren sich ausgesprochen schnell, bei anderen zeigt sich ein langsamerer Verlauf. Bei einem sehr schnellen Wachstum des bösartigen Knotens besteht die Gefahr, dass er schnell zu einer Größe anwächst, die die Atmung behindert und damit zu lebensgefährlichen Komplikationen führt. Ein großer Schilddrüsentumor kann nicht nur auf die Luftröhre drücken, sondern auch die Blutgefäße am Hals abschnüren. In einem solchen Stadium zeigen sich beim Patienten dann meist die ersten spürbaren Symptome: Es kommt zu Schluckbeschwerden und zu Luftnot. Manche Patienten haben das Gefühl, ständig einen Kloß im Hals zu haben. Auch Schmerzen im Hals, im Bereich der Ohren und am Hinterkopf sowie Heiserkeit können in einem späten Stadium der Schilddrüsenkrebserkrankung auftreten. Allgemeine Krankheitssymptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und starke Gewichtsabnahme zeigen sich nur sehr selten. Wurde der Schilddrüsenkrebs nicht frühzeitig erkannt, kann es dazu kommen, dass er streut, also in anderen Organen Metastasen bildet. Dann verschlimmern sich die Symptome: Der Patient kann Beschwerden wie starke Knochenschmerzen, Bauchschmerzen und Druckgefühl im Bauchbereich sowie starke Durchfälle entwickeln. Manche Patienten husten Blut. Wenn der Tumor sich in die angrenzenden Lymphknoten ausgebreitet hat, können diese geschwollen sein und schmerzen. Teils sind diese Schwellungen nur zu ertasten, in schwerwiegenderen Fällen kann man sie mit bloßem Auge sehen.
Entdeckt ein Patient die beschriebenen Symptome bei sich, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Dieser führt eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durch, bei der alle Veränderungen sofort erkannt werden. Die Untersuchung ist unkompliziert und nicht mit Schmerzen verbunden. Allerdings kann der Ultraschall nicht zwischen gut- und bösartigen Knoten unterscheiden. Er wird daher neben der Ultraschalluntersuchung den Patienten eingehend zu seinem allgemeinen Gesundheitszustand befragen, die Lymphknoten abtasten und herausfinden, ob es in der Familie des Betroffenen bereits Fälle von Schilddrüsenkrebs gab. Auch die Frage nach eventueller Strahlenbelastung muss geklärt werden. Bei einer Tastuntersuchung klärt der Arzt ab, ob die Knoten in der Schilddrüse hart sind und ob sie sich verschieben lassen. Verschiebt sich ein Knoten beim Schlucken nicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um eine bösartige Veränderung handelt. Erhärten Befragung und Tastbefund den Verdacht, dass beim Patienten ein Schilddrüsenkrebs vorliegt, leitet der Arzt weitere Untersuchungen ein. Dazu gehört zum einen die Untersuchung des betroffenen Gewebes, mittels derer sich genau bestimmten lässt, ob ein Knoten bösartig ist. Auch eine Computertomographie ist nützlich, denn sie bietet genaue Informationen zur Größe und Lage des Tumors. Stellt sich bei den vorgenommenen Untersuchungen heraus, dass der Patient tatsächlich unter Schilddrüsenkrebs leidet, muss der Tumor operativ behandelt werden. Häufig wird der Arzt hierbei die Schilddrüse komplett entfernen.
Sind die angrenzenden Lymphknoten ebenfalls befallen, werden auch sie entfernt. Auch Teile angrenzender Organe müssen, sofern der Krebs auf die übergegriffen hat, mit entfernt werden. Im Anschluss an die Operation erfolgt eine Bestrahlung mit radioaktiv markiertem Jod. Diese Behandlung sorgt dafür, dass eventuell übrig gebliebene Tumorzellen abgetötet werden. Nach der operativen Entfernung der Schilddrüse erhält der Patient Schilddrüsenhormone, die lebenslang eingenommen werden müssen. Durch sie soll verhindert werden, dass die Schilddrüsenzellen, die im Körper verblieben sind, durch unkontrollierte Hormonproduktion wachsen und gegebenenfalls erneut eine Tumorbildung in Gang setzen.