Magersucht wird von Ärzten mit dem lateinischen Fachbegriff Anorexie oder Anorexia bezeichnet. Es handelt sich um eine anerkannte psychische Erkrankung, die allerdings auch gravierende Folgen für die rein körperliche Gesundheit hat. Magersucht ist das krankhafte Streben nach einem möglichst niedrigen Gewicht und einem möglichst dünnen Körper. Bedingt durch die seelische Erkrankung vermögen Betroffene dabei allerdings nicht mehr zu erkennen, wann aus schlank gesundheitsgefährdend dünn geworden ist. An Magersucht erkrankte Menschen haben im Laufe der Krankheit ein falsches Selbstbild manifestiert. Beim Blick in den Spiegel sehen sie sich selbst meist immer noch als viel zu dick an, wenn sie längst in gefährlichen Bereichen des Untergewichts sind. Ein BMI unter 18 gilt dabei als deutliches Untergewicht. Betroffenen von Magersucht sind in erster Linie Mädchen in der Pubertät und junge Frauen. Eine Anorexie-Erkrankung kann aber prinzipiell jeden treffen: Es gibt ebenfalls Männer, die an Magersucht erkrankt sind; auch Kinder sind gelegentlich betroffen. Die Symptome der Magersucht sind nicht immer leicht zu erkennen, da sie sich oft erst im Verlauf der Krankheit deutlich manifestieren. Grundsätzlich zu unterscheiden sind dabei körperliche und seelische Symptome.
Zwanghaft gesunde Ernährung als Warnzeichen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Magersucht
Eine gesunde Lebensweise mit Obst, Gemüse und wenig gesunden Fetten ist zu begrüßen. Ein gesundes Essverhalten muss jedoch auf Genuss basieren und als Freude empfunden werden. Genießen bedeutet auch, sich einmal Nahrungsmittel zu gönnen, die in erster Linie lecker schmecken, auch wenn sie gesundheitlich nicht notwendig sind. Magersüchtige verstehen Essen oft nicht mehr als Freude, sondern als Zwang, der kontrolliert werden muss. Sie ernähren sich häufig nur von ausschließlich gesunden Lebensmitteln und versagen sich jegliche Genussprodukte. Dies hat auch Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Gemeinschaftliches Essen wird oft bewusst von Magersüchtigen vermieden, da sie zum einen hier meist nicht so essen können, wie es ihnen aufgrund ihrer Erkrankung als notwendig erscheint. Zum anderen möchten sie so vermeiden, von anderen Menschen auf ihr Essverhalten angesprochen zu werden.
Deutliches Untergewicht
Ein BMI unter 18 gilt medizinisch als Untergewicht. Nicht jedes Untergewicht darf aber als Symptom der Magersucht missverstanden werden. Untergewicht kann auch erblich bedingt sein: Es gibt Menschen, die sich normal ernähren, aber genetisch bedingt einfach nicht zunehmen und immer untergewichtig, aber gesund sind. Davon zu unterscheiden sind Magersüchtige insofern, als es sich meist um Menschen handelt, die einst einmal Normalgewicht oder Übergewicht hatten. In ihnen ist aufgrund mannigfaltiger Ursachen der Wunsch entstanden, abzunehmen. Eine Magersucht, die zu deutlichem Untergewicht führt, beginnt oft mit einer an sich harmlosen Diät. Betroffene können irgendwann aus dieser Diät nicht mehr aussteigen, auch wenn sie abgenommen haben und sich schon im Untergewicht befinden. Dabei wird ein immer niedrigeres Gewicht angestrebt, denn das Gewicht kann nicht mehr realistisch eingeschätzt werden. Untergewicht ist also insbesondere dann ein mögliches Symptom für eine Magersucht, wenn der Betroffene ursprünglich einmal eine ganz andere Figur gehabt hatte.
Frieren und Kreislaufstörungen
Magersüchtige Menschen frieren oft - auch im Sommer oder allgemein bei Temperaturen, bei denen gesunde Menschen nicht frieren würden. Dies begründet sich mit einer gestörten Kreislauffunktion. Ein funktionierender Kreislauf ist Grundvoraussetzung dafür, dass wir eine normale Körpertemperatur haben. Magersüchtige aber führen ihrem Körper nicht genug Energie zu, da sie nicht ausreichend essen. So hat der Körper nicht genug Energie, um für eine konstante Körpertemperatur zu sorgen - sie bleibt niedrig. Den Betroffenen ist daher ständig kalt. Viele Magersüchtige versuchen, sich durch entsprechend dicke Kleidung, die gesunden Menschen temperaturunangemessen vorkommt, sich zu wärmen.
Gestörte Zyklusfunktion
Gerade bei magersüchtigen Frauen ist zu beobachten, dass sie oft keinen regelmäßigen Zyklus mehr haben. Bekommt der Körper aufgrund zu weniger Nahrung nicht mehr genug Energie, stellt er zunächst alle Funktionen ein, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind. Dazu gehört auch der weibliche Zyklus. Normalerweise reift in einem Zeitraum von etwa 28 Tagen immer eine Eizelle heran, um den 14. Tag kommt es zum Eisprung. Dieser natürliche Vorgang bleibt bei Magersüchtigen oft aus. So kann es auch nicht zu einer Menstruationsblutung kommen. So erklärt sich auch, dass es für magersüchtige Frauen oft schwierig bis unmöglich ist, schwanger zu werden.
Seelische Symptome der Magersucht
Da der Weg in die Magersucht oft zunächst harmlos mit einer kleinen Diät beginnt, ist es nicht immer einfach, schnell die körperlich eindeutigen Symptome der Magersucht zu erkennen. Magersucht beginnt meist im Kopf - die Betroffenen haben ein falsches Selbstbild. So treten die seelischen Symptome oft lange vor den körperlichen Symptomen der Magersucht auf. Betroffenen gemeinsam ist häufig das Symptom eines fragwürdigen Schönheitsideals. Beeinflusst durch Medien oder Vorbilder im Privatleben versuchen sie, möglichst dünn zu werden. Extreme Schlankheit wird von ihnen als positiv und lebensbereichernd dargestellt. Zu Beginn einer Magersucht gehen Erkrankte oft noch offensiv damit um, dass sie abnehmen möchten, da sie sich von einer schlankeren Figur mehr Lebensqualität versprechen. Dies kann, gerade wenn eine Diät nach objektiven Maßstäben unnötig erscheint, das erste Symptom auf dem Weg in die Magersucht sein. Symptomatisch für die Magersucht ist meistens, dass Betroffene eher instabile Persönlichkeiten sind. Magersucht tritt zudem gehäuft in einer schwierigeren Lebensphase auf, beispielsweise in der Pubertät und nach einer Trennung, bei extremem beruflichen Stress. Gerade wenn Betroffene das Gefühl haben, ihnen entgleite alles, erscheint das Essverhalten das, was für sie noch selbst kontrollierbar ist. Die Diät wird in Extremen betrieben, um sich selbst zu beweisen, dass man alles im Griff hat. Wenn die Magersucht unbehandelt weiter fortschreitet, ist das Symptom des falschen Selbstbildes oft auch für Außenstehende deutlich zu erkennen.
Auf ihr Untergewicht angesprochen, reagieren Betroffene oft ungehalten oder verständnislos. Zum einen ist vielen nicht mehr klar, dass ihr Untergewicht in gefährliche Bereiche abgeglitten ist und ihr Essverhalten zudem als krankhaft eingestuft werden muss. Sie halten sich selbst immer noch für zu dick und sehen sich auch entsprechend verzerrt im Spiegel. Dieser Realitätsverlust erklärt auch, warum Magersüchtige dringend einer professionellen Behandlung bedürfen. Selbst mit lebensgefährlichem Untergewicht ist das Selbstbild so verzerrt, dass Betroffene immer noch an die Notwendigkeit einer Gewichtsreduktion glauben. Es gibt aber auch Magersüchtige, denen die Tatsache einer Erkrankung bewusst ist. Sie haben aber jede Kontrolle über ihr Essverhalten verloren und können sich selbst nicht mehr helfen. Viele Erkrankte definieren sich zudem ab einem gewissen Punkt fast ausschließlich über ihre Krankheit. Diese Krankheit aufzugeben erscheint ihnen unmöglich, da sie zum Lebensinhalt geworden ist. Um das Leben wieder neu aufzubauen und neue gesunde Verhaltensweisen zu erlernen, ist eine professionelle Therapie unumgänglich.