Wer häufiger unter Oberbauchbeschwerden leidet, die häufiger nach Mahlzeiten auftreten, sollte Gallensteine als Ursache in Erwägung ziehen. Etwa 20% aller Menschen, vorwiegend Frauen, aber auch Männer leiden darunter. Da die Beschwerden anfangs unspezifisch sein können, bringt man sie zunächst nicht mit der Galle in Verbindung. Es gibt aber eine Reihe von Symptomen, die auf Gallensteine hinweisen können:
Oberbauchschmerzen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Gallensteine
Manche Menschen leiden nicht oder nicht sofort unter den berüchtigten, sehr schmerzhaften Gallenkoliken, sondern anfangs eher unter unspezifischen Oberbauchbeschwerden, die meistens nach fettreichen oder schweren Mahlzeiten auftreten. Diese Beschwerden können aber auch so unspezifisch sein, dass sie sich nur als starkes, ringfömiges Völle- oder Druckgefühl bemerkbar machen. Bei manchen Betroffenen treten sie nach reichhaltigen Mahlzeiten auf, bei anderen, auch wenn sie nur wenig gegessen haben. Wenn ärztlicherseits noch keine Gallensteine diagnostiziert wurden, ordnet man sie nicht der Galle zu. Viele glauben zunächst an Magenprobleme wie Magengeschwür oder Darmprobleme, z. B. Reizkolon. Auch Ärzte denken nicht sofort daran, oft ist es nur ein Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung, die aufgrund eines anderen Verdachtes durchgeführt wird. Bei manchen Betroffenen machen sie auch überhaupt keine Beschwerden.
Verdauungsprobleme
Typisch bei Gallensteinleiden sind Verdauungsprobleme nach umfangreichen und fetthaltigen Mahlzeiten. Aber unter diesen Beschwerden leiden nicht alle Betroffenen. Bei den meisten kommt es aber nach reichhaltigen Mahlzeiten zu Oberbauchbeschwerden, Krämpfen, Blähungen, oft verbunden mit Durchfall. Sie vertragen meistens keine oder schlecht blähende Lebensmittel. Gallenbeschwerden können auch durch Röststoffe in Kaffee oder Kurzgebratenem ausgelöst werden. Manche haben nach jeder Mahlzeit Probleme, andere ganze Intervalle ohne Beschwerden.
Gallenreizung
Wenn Gallensteine die Gallenwände reizen, kommt es meistens zu Oberbauchschmerzen, die in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen und oft mehrere Stunden anhalten können. Darüber hinaus kann ein starkes Druckgefühl durch eine Gallenstauung auftreten, die das Sitzen erschwert.
Gallenkoliken
Wenn Gallensteine nicht schon vorher diagnostiziert wurden, spürt man spätestens bei der ersten Gallenkolik, woher die Beschwerden kommen. Eine Gallenkolik ist mit sehr starken, krampfartigen Schmerzen verbunden, die in den Rücken und die Schulter ausstrahlen können, wellenförmig auftreten und über Stunden in regelmäßigen Abständen wiederkehren können. Neben den unerträglichen Schmerzen können auch Übelkeit und Erbrechen sowie Schweißausbrüche auftreten. Die Gallenkoliken werden häufig ausgelöst, wenn ein oder mehrere Gallensteine wandern und die Gallengänge blockieren. Die Muskulatur versucht, durch krampfartiges Zusammenziehen das Hindernis zu beseitigen. Wenn das Hindernis beseitigt ist, verschwinden auch die Koliken.
Komplikationen
Besonders problematisch wird es, wenn ein Stein einen Gallengang völlig blockiert, dass keine Gallenflüssigkeit mehr in den Darm abfließen kann. Dann staut sich die Gallenflüssigkeit in der Galle, der Leber oder kann auch in die Bauchspeicheldrüse zurück fließen und in diesen Organen zu Entzündungen führen. Einen Gallenblasenentzündung (Choleozystitis) macht sich meistens durch Fieber, Abgeschlagenheit und eine allgemeine Schwäche bemerkbar. Dramatisch wird es, wenn durch die Entzündung die Gallenwand porös wird, reißt und sich die Gallenflüssigkeit in den Bauchraum abfließt. Dann kommt es zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung. Auch in der Leber und Bauchspeicheldrüse kann die gestaute Gallenflüssigkeit Entzündungen verursachen. Vor der Einmündung des Gallengangs in den Darm erhält der Gallengang noch Zufluss von der Bauchspeicheldrüse. Wenn dieser Zufluss durch einen oder mehrere Steine blockiert wird, staut sich die Flüssigkeit in der Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse. Wenn die Blockade längere Zeit anhält, kann es zur Gelbsucht mit Gelbfärbung der Haut und des Augenweißes kommen.
Was sind Gallensteine?
Bei Gallensteinen handelt es sich um kleine Partikel aus verfestigter Gallenflüssigkeit. Je nachdem, wie die Gallenflüssigkeit zusammengesetzt ist, werden sie als Cholesterin-, Cholesterinmischsteine oder Pigmentsteine bzw. Bilirubinsteine bezeichnet. Diese Art von Ablagerungen entsteht, wenn die Gallenflüssigkeit nicht im Gleichgewicht ist und schwer lösliche Bestandteile deshalb in der Gallenblase verklumpen. Wenn z. B. zu viel schwer lösliches Cholesterin und zu wenig Gallenflüssigkeit vorhanden ist, bilden sich Cholesterinsteine. Gallensteine können eine unterschiedliche Beschaffenheit aufweisen. Sie können nur wenige Millimeter groß sein. Dann werden sie als Gallengrieß bezeichnet. Es kann sich nur ein einziger, größerer Gallenstein bilden, aber auch viele kleine. Diese kleinen reizen die Gallenblase oft stärker, besonders wenn sie scharfe Zacken aufweisen.
Ursachen
Die Hauptursache ist grundsätzlich die gestörte Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, die ernährungsbedingt, aber auch erblich bedingt sein kann. Eine mögliche, ernährungsbedingte Ursache ist die Überschüttung der Galle mit Röststoffen aus Kaffee und viel Kurzgebratenem. In früheren Zeiten wurde wesentlich häufiger Fleisch geschmort statt angebraten, was für die Galle leichter zu verdauen ist.
Besonders häufig betroffen von Gallensteinen sind Frauen nach der 5f-Regel:
- F(orty) = um die vierzig Jahre alt
- F(emale) = weiblich
- F(ertile) = fruchtbar, ein oder mehrere Kinder
- F(at) = übergewichtig
- F(air) = blonde Haare, nordischer Typ
Da aber auch familiäre Ursachen vorliegen können (in manchen Familien treten Gallensteine gehäuft auf), wird sie gelegentlich auch als 6F-Regel bezeichnet (F = Family).
Diagnose
Spätestens nach der ersten Gallenkolik, die meistens aus heiterem Himmel auftritt, wird man einen Arzt aufsuchen, der meistens an einen Internisten oder Gastroenterologen weiter überweist. Zunächst wird der Bereich, in dem die Beschwerden auftreten, abgetastet. Wenn der Verdacht auf eine Blockade des Gallengangs durch einen Gallenstein besteht, kann eine Blutuntersuchung über eine Entzündung Aufschluss geben. Meistens wird eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt. Durch diese können schon relativ kleine Steine erkannt werden und der Arzt kann auch eine eventuelle Vergrößerung oder Stauung der Gallenblase erkennen. Bei Verdacht auf Gallengangssteine wird meistens eine E(ndoskopisch)-R(etrograde) (C)holangio(P)ankreatikographie, kurz genannt ERCP, durchgeführt, weil während dieser Untersuchung mit Hilfe eines Endoskops gleichzeitig Gallengangssteine entfernt werden können. In selteneren Fällen wird durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) untersucht.
Behandlung
Schmerzhafte Gallenkoliken können von allein wieder verschwinden, mit einem Schmerzmittel können erst einmal die schlimmsten Symptome gelindert werden. Wegen der möglichen Gefahr von Komplikationen sollte man sich jedoch in ärztliche Obhut begeben, besonders wenn Gallenkoliken öfter auftreten. Die meisten Mittel können nur die Symptome lindern, aber nicht die Ursache beseitigen. Da die Gallenblase ebenso wie der Blinddarm ein „Luxusorgan ist, das der Körper nicht unbedingt benötigt, entscheiden sich Ärzte gerade wegen möglicher Komplikationen für die Entfernung der Gallenblase mitsamt den Steinen, besonders vor dem Hintergrund der heute üblichen minimal-invasiven Operationstechniken. Das früher übliche Zertrümmern wird heute eher nicht mehr durchgeführt, weil auch bei dieser Methode die Gefahr besteht, dass zerkleinerte Steine die Gallengänge blockieren.