Die Stoffwechselerkrankung Gicht wird durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut ausgelöst. Im Anfangsstadium zeigt eine Gichterkrankung noch keine Symptome (asymptomatische Phase). Über möglicherweise viele Jahre liegt nur ein erhöhter Harnsäurespiegel vor (Hyperurikämie). Erst wenn der Harnsäurespiegel einen kritischen Grenzwert übersteigt, bilden sich Harnsäurekristalle, die die Gelenke befallen und dann zur Entwicklung von Gichtsymptomen führen. Bei einem akuten Gichtanfall entsteht vor allem nachts ein pochender Schmerz. Berührungen des Gelenks bewirken - ohne dass eine äußere Verletzung vorliegt - starke Schmerzen, die von den Betroffenen als denen einer Fraktur ähnlich beschrieben werden, so dass sich die Erkrankten nur noch hüpfend oder humpelnd fortbewegen und dabei versuchen, nur mit der Ferse aufzutreten. Die Schmerzhöhepunkte treten vor allem in der Nacht auf, während die Schmerzen tagsüber noch einigermaßen erträglich sind. Das Gelenk lässt sich zudem nur begrenzt bewegen. Allgemeine Krankheitssymptome sind Schüttelfrost, Fieber und ein generelles Krankheitsempfinden. Häufig fühlen sich die Gichtkranken schon vor einem akuten Gichtanfall abgespannt: Zuweilen verläuft ihr Schlaf unruhig. Zudem treten Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen auf. Der Harnfluss ist gering und konzentriert. Es kommt zu einer verstärkten Schweißbildung. Auf den ersten Anschein gesunde Menschen werden plötzlich von einem Gichtanfall betroffen, der durch vorherigen starken Alkoholkonsum ausgelöst wird oder in der Nacht nach einer umfangreichen und fetthaltigen Mahlzeit stattfinden kann. Gichtanfälle ereignen sich aber ebenso nach körperlicher Überanstrengung. Auch kleinere, durch äußere Einwirkung entstehende Gelenkverletzungen, die zu einer stoßartigen Freisetzung von bereits im Gelenkknorpel angesammelten Harnsäurekristallen führen, können einen akuten Gichtanfall ebenso bewirken wie bestimmte Medikamente und eine Veränderung des sog. Serumharnsäurespiegels (z. B. im Rahmen von Fastenkuren). Häufig betrifft ein akuter Krankheitsanfall, der gewöhnlich zwischen dem 40. Und 60. Lebensjahr erstmals auftritt, das Großzehen-Grundgelenk (Fußgicht, Podagra). Es kommt zu einer Entzündung des überwärmt erscheinenden Gelenks, das sich plötzlich rot färbt und anschwillt. Der Fuß passt aufgrund des angeschwollenen Gelenks kaum in einen Schuh hinein. Beim Tragen von zu engen Schuhen würde es zu empfindlichen Schmerzen kommen. Gicht im Handgelenk oder an den Fingern wird als Chiragra bezeichnet, von der besonders häufig das Daumengrundgelenk befallen wird.
An einer Gicht des Kniegelenks (Gonagra) erkranken vor allem Männer zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Ursächlich sind nicht zuletzt Meniskusschäden und andere Knieverletzungen. Es kann aber auch z. B. das Sprunggelenk, das Schultergelenk (Onagra) oder das Ellenbogengelenk von Gicht betroffen werden. In mehr als 90 Prozent der akuten Gichterkrankungen ist lediglich ein einziges Gelenk tangiert (Monarthritis), wovon mehr als die Hälfte auf das Großzehengelenk entfallen. Im Anfangsstadium der Erkrankung beschränkt sich ein Gichtanfall auf ungefähr drei bis acht Tage, nach denen die Symptome wieder verschwinden. Das Aussehen des Gelenks normalisiert sich. Möglicherweise treten anschließend für einige Monate oder auch Jahre keine weiteren Krankheitssymptome auf („interkritische Phase). Bei fortschreitender Erkrankung dehnt sich der Zeitraum eines Gichtanfalls zunächst auf mehrere Wochen aus, während die Abstände zwischen den einzelnen Anfällen immer kürzer werden und weitere Gelenke betroffen sind.
Symptome im späteren Krankheitsverlauf
Inhaltsverzeichnis zum Thema Gicht
Erfolgt keine rechtzeitige Behandlung der Gichterkrankung, entwickeln sich nach mehreren akuten Gichtanfällen chronische (dauerhafte) Krankheitssymptome, zu denen ununterbrochene Schmerzen und Veränderungen des betroffenen Gelenks gehören, die mit fortschreitender Gicht die Funktion des Gelenks bis zu dessen Zerstörung zunehmend beeinträchtigen. Nach Übergang der Gicht in ein chronisches Stadium verringert sich die Anzahl der zudem weniger schmerzhaften akuten Gichtanfälle. Harnsäurekristalle können sich bei chronischer Gichterkrankung auch in Gelenknähe an Sehnen ansiedeln, ohne dort Gichtanfälle zu bewirken. Die Kristalle bilden am Gelenkansatz nicht schmerzende, steinhart erscheinende Gichtknoten (Gichttophi), die sich direkt unterhalb der Haut befinden und einen Durchmesser von bis zu einem Zentimeter erreichen können. Durchbrechen die harten Gichttophi die Haut, wird eine weißliche, überwiegend aus Harnsäure bestehende Masse freigesetzt.
Gichttophi treten besonders oft an den Strecksehnen der Zehen und Finger, am Ellenbogen und an der Achillessehne auf. Gichtknoten können sich auch außerhalb von Gelenken in der Nähe des Ohrknorpels, an Augenlidern und Nasenflügeln sowie in der Niere bilden. Erst im späteren Krankheitsverlauf lassen sich mit einer Röntgenaufnahme die Gelenkveränderungen (Knochen- und Knorpelschädigungen) und Gichttophi nachweisen, während im Frühstadium der Gicht nur Weichteilschwellungen, nicht aber typische Gichtsymptome erkennbar sind. Insbesondere weisen die Gelenkköpfe im fortgeschrittenen Verlauf erkennbare Schädigungen auf. Verdachtsmomente für eine Gicht ergeben sich auch aus Gichterkrankungen im familiären Umfeld und aus einer Blutuntersuchung, bei der sich mehr als sieben Milligramm Harnsäure auf einhundert Millimeter Blut feststellen lassen. Während das Blut vor einem Gichtanfall erhöhte Harnsäurewerte anzeigt, fallen die Harnsäurewerte allerdings während eines Gichtanfalls häufig normal aus.
Mittels einer Gelenkpunktion kann Gelenkflüssigkeit (Synovia) entnommen werden, um Harnsäurekristalle unmittelbar nachzuweisen. Entscheidendes Symptom für das Vorliegen einer Gicht sind in der Gelenkflüssigkeit befindliche Leukozyten, die Harnsäurekristalle aufgenommen haben. Bei der Blutuntersuchung weist die deutlich erhöhte Anzahl von Leukozyten („weiße Blutkörperchen) auf eine Entzündung hin: Bei einem akuten Anfall sind mehr als 50.000 Leukozyten in jedem Mikroliter der Synovia enthalten. Die zu den Leukozyten gehörenden Granulozyten („Fresszellen), die im entzündungsfreien Zustand etwa 45 bis 75 % der Leukozyten ausmachen, haben innerhalb der Synovia eines von Gicht befallenen Gelenks einen Anteil von 70 bis 90 % an den Leukozyten. Ein Gichtanfall lässt sich von einer gewöhnlichen Entzündung in einer Laboruntersuchung durch Ermittlung des Laktatwertes (Milchsäurewertes) unterscheiden, der einen Hinweis auf bestimmte Stoffwechselprozesse gibt. Nach dem Zurückgehen der Entzündung bilden sich Hautschuppen oberhalb des betroffenen Gelenks.
Folgesymptome der Gicht
Weitere Folgesymptome einer Gichterkrankung sind die Entwicklung von Nierensteinen und Nierenentzündungen durch Ablagerung von Harnsäurekristallen, bei denen es zum teilweisen oder vollständigen Ausfall der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) kommen kann. Sollten im Einzelfall nur die Fingergelenke betroffen sein, müssen die Gichtsymptome von denen einer Arthrose abgegrenzt werden. Von der Gicht ist außerdem die sog. Pseudogicht (Chondrokalzinose) zu unterscheiden. Beschwerden entstehen bei der Pseudogicht, wenn Kalziumpyrophosphatkristalle im Gewebe zu Reaktionen führen. Die Pseudogicht entwickelt dabei - vornehmlich im Kniegelenk - Symptome wie bei einem akuten Gichtanfall. Dagegen befällt die sog. ebenfalls auf Gelenkverkalkung beruhende pseudo-chronische Polyarthritis mehrere Gelenke und entfaltet Symptome, die denen einer Arthritis ähneln.